Amateurfunk gibt es so lange, wie es den Funk gibt und daher hat er als offizieller Funkdienst seinen festen Platz in der Welt. Das war auch vor dem Internet sein Alleinstellungsmerkmal. Man konnte als Privatmann weltweite Kommunikation treiben. Das musste natürlich staatlich überwacht werden und der Zugang zu Fernmeldemitteln musste an technisch vorgebildete Personen gegeben werden, weil sicherheitsrelevante Funkdienste gestört werden konnten, aber nicht durften.
Im Sinne dieses Gesetzes ist ein Funkamateur der Inhaber eines Amateurfunkzeugnisses oder einer harmonisierten Amateurfunk-Prüfungsbescheinigung auf Grund der Verfügung 9/1995 des Bundesministeriums für Post und Telekommunikation vom 11. Januar 1995 (Amtsblatt S. 21), der sich mit dem Amateurfunkdienst aus persönlicher Neigung und nicht aus gewerblich-wirtschaftlichem Interesse befasst.
In diesem Sinne sind Ausdrücke, wie „Hobbyfunker“ oder „Amateurfunker“ nicht gerne gehört und dringend zu vermeiden.
Wie der Text schon offenbart, ist man als Funkamateur immer mit einem Bein im Gefängnis oder jedenfalls in großer Nähe zu trockenen Gesetzestexten, was manche von uns mit großer Liebhaberei in Gremien betreiben.
Funkamateure organisieren sich in Vereinen
Um Funkamateur zu werden, muss man eine Prüfung bestehen, die momentan in zwei Ausprägungen daherkommt von denen abhängt, welche Wellenbereiche man benutzen darf und mit wie viel Leistung man maximal arbeiten darf.
http://www.afup.a36.de/download/download.html
http://www.amateurfunkpruefung.de/
Was, aber, sendet man nun? Und wie sendet man nun? Und wo sendet man? Zunächst stellt sich die Frage nach der Betriebsart. Man kann morsen, fernschreiben, hellschreiben, Schmalbandfernsehen, Fernsehen und jede Menge digitaler Betriebsarten machen. Der Wellenbereich entscheidet, wen man erreichen kann. Das ändert sich bei manchen Kurzwellenbereichen über den Tag und über das Jahr verteilt. Es gibt Konventionen, die festlegen, wo auf den zugewiesenen Wellenbereichen man welche Betriebsart machen darf. Die heißen Bandpläne. Die Telegrafie ist die ursprüngliche Betriebsart und war lange Zeit Zugangsvoraussetzung für die Kurzwelle. Es werden meistens Abkürzungen verwendet, die international genormt sind (und für die Prüfung gelernt werden müssen). Morsezeichen können immer noch aufgenommen werden, wenn die Verbindung so schlecht ist, dass sie keine Sprachverständigung mehr zulässt. Man hat auch keine Sprachbarrieren, weil die Abkürzungen ja international genormt sind. Funkamateure sind von Anfang an bei der Computertechnik dabei und machen sich diese zunutze. Man nutzt sie zum Codieren und Dekodieren der digitalen und analogen Betriebsarten. Momentan hält die Technik des Software Defined Radio Einzug in den Amateurfunk und auch die großen Hersteller bringen die ersten Geräte heraus, die immer mehr Stufen in digitaler Technik enthalten.
Ein verbreitetes Software-Paket ist HamRadio deluxe, das man sich kaufen kann, aber auch in seiner letzten freien Version kostenlos herunterladen kann (ca. 90 MB).
http://www.iw5edi.com/software/ham-radio-deluxe-5-download-links
Diese Software beinhaltet Transceiver-Steuerung, Steuerung von Antennenrotoren (z.B. für die Verfolgung von Satelliten) Decodierung von PSK-Betriebsarten und SSTV, Logbuchführung alles SEHR umfangreich.
Der Funkamateur darf auch – laut Gesetz – seine eigenen Geräte bauen oder andere Geräte (z.B. aus militärischen Restbeständen) umbauen. Das Stichwort ist hier „Homebrew“, also zu Hause gebraut.
https://www.youtube.com/watch?v=Z2B2NHsbGyM
http://www.dxzone.com/sx-2000-qrp-hf-transceiver/
Meistens beschränkt man sich auf den Bau von Antennen, aber es gibt überall Leute, die eigene Projekte vorstellen und die man fragen kann. Natürlich experimentieren Funkamateure auch mit 3D-Druckern. Was technisch daherkommt, wird auf die Brauchbarkeit für das Hobby untersucht.
Natürlich kann nicht jeder alles machen und so ist kein Funkamateur wie der andere. Verbindend ist das gemeinsame Hobby und dass jeder zumindest soviel versteht, dass er dem anderen in seine Insel folgen kann, wenn ihm auch gewisse Mittel und Bedingungen fehlen, weil er z.B. keine großen Antennen aufbauen kann oder in einem Tal wohnt oder keine Ahnung von Computern hat.
Weit verbreitet sind Diplome, die man erreichen kann. Angefangen vom Schwaben-Diplom, das es für eine gewisse Anzahl von Verbindungen mit schwäbischen Ortsvereinen gibt, gibt es das WAZ (worked all zones), bei dem man nachweisen muss, dass man mit allen 40 Zonen, in die die Welt für diesen Zweck aufgeteilt wurde, eine Verbindung gehabt hat. Besser ist das 5-Band WAZ, bei dem solche Verbindungen auf 5 Bändern gelungen sein muss. Auf einem Band allein ist es meistens leicht möglich, aber bei weiten Zielgebieten ist das doch recht schwierig und teilweise nur an wenigen Tagen im Jahr überhaupt theoretisch möglich.
Man kann Verbindungen mit jedem Staat der USA sammeln und wenn man die erst einmal hat, dann kann man counties sammeln, aus denen die Staaten bestehen. Das sind über 3000.
Dann gibt es noch Wettbewerbe (Contests). Diese werden von einzelnen Ländern oder Regionen veranstaltet. Man sammelt Verbindungen zu vielen Ländern, oder Inseln, oder Schlössern, oder Bergen, oder Naturschutzgebieten oder Leuchttürmen und Feuerschiffen. Fast an jedem Wochenende ist irgendein Wettbewerb, auch Weihnachten gibt es den Weihnachtswettbewerb des DARC.
Hier eine Linkliste für Funkamateure
http://www.dxzone.com/the-30-best-ham-radio-links-of-2015/
Der Selbstbau, der dem Funkamateur erlaubt wird, beschränkt sich meistens auf Antennen oder Geräte mit kleiner Leistung (QRP = „reduzieren Sie Ihre Leistung“, eine der zu lernenden Abkürzungen, die oft mit einem Q beginnen). Andererseits werden oft auch Leistungsverstärker im Eigenbau hergestellt. Sie erhöhen die Leistung eines Funkgerätes von meist 100 Watt, einem Quasi-Standard, auf 750 Watt, den erlaubten Wert in Deutschland. Meistens gibt es da noch Reserven, aber dann werden die Endstufen eben nicht mit 100 Watt, sondern mit geringerer Leistung angesteuert, so dass die Endleistung von 750 Watt nicht überschritten wird. In solchen Endstufen kommen immer noch Röhren zum Einsatz, die sich im Ostblock noch günstig erwerben lassen. Die Grenze von 100 Watt ist dadurch gegeben, dass die Geräte „barfuss“ mit Autobatterien betrieben werden können sollen. Dazu „zieht“ ein Funkgerät um die 22 Ampère beim Senden. Größere Leistungen sind dann eher über höhere Spannungen zu erreichen. Moderne Funkgeräte sind technisch derartig aufwändig, dass sie von Amateuren nur sehr selten überboten werden können. Ein Gerät der Marke Hilberling hat fünf Prozessoren für die unterschiedlichsten Zwecke eingebaut.
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