Letztes Wochenende fand in den Räumen des OpenLab der vierte Workshop zum Bau eines 3D Druckers statt. Das Betreuungsteam hat wochenlang alle Vorbereitungen koordiniert. Wir haben Werbung für den Kurs gemacht und kurz vor Anmeldeschluss sind es doch noch 5 Teilnehmer geworden. Die AZ hat letzten Dienstag einen kleinen Artikel gebracht und auf den Kurs hingewiesen – leider zu spät. Wir wollten Aufgrund des parallel stattfindenden Linux Presentation Day nicht mehr als 5 Teilnehmer haben, da ansonsten der Platz nicht gut ausgereicht hätte. Wir nehmen Interessenten gerne in eine Warteliste auf und informieren Euch rechtzeitig vorher, wann der nächste Kurs stattfindet.

Vorbereitungen

Letzten Dienstag wurden dann auch die bestellten Druckerbausätze aus Prag angeliefert. Diese wurden bei SCHNEEFALL ins Lab getragen. Soll noch einer sagen, dass Ende April kein Winter mehr ist! Jeder Teilnehmer durfte sich eine Farbe für sein Filament aussuchen. Die Versandmitarbeiter von Prusa Research haben die Bausatzschachteln mit Aufklebern versehen, so dass man nicht lange im Inneren wühlen musste um die Drucker den Teilnehmern zuzuordnen. Vorbildlich! Bis zum Samstag haben fleissige Helfer dann auch den Raum, die Küche und Toilletten sauber gemacht, so dass beide Veranstaltungen stattfinden konnten. Vielen Dank an dieser Stelle an die Putzteufel! ;-))

Los geht’s

Los ging es dann um kurz nach neun Uhr mit dem20160302_182422 Reprap Vortrag, der die Teilnehmer in das Thema einführt und das Vorwissen des Einzelnen an das der Anderen angleicht. Schließlich konnten alle endlich ihre Schachteln öffnen und sich einen Überblick verschaffen. Die Bauteile der Bauabschnitte sind einzeln verpackt und beschriftet. Jedes Bauteil ist 1:1 angebildet und erleichtert damit den Aufbau erheblich.

So nach und nach füllte sich das Lab mit Linux-Fans und es war ein reges Treiben im und vor dem Lab festzustellen. Viele Gäste riskierten auch einen Blick auf die Montagetische. Die Betreuer waren zu dieser Bauphase nicht sehr gefordert und konnten sich ein wenig dem Treiben im Lab hingeben. Gegen Mittag wurde Pizza bestellt und man konnte sich auch mal dem Baufortschritt des Nachbarn widmen. Sehr gefreut hat mich der Besuch des Großvaters eines Teilnehmers. Ein ehemaliger Maschinenbauer mit dem ich ein sehr gutes Gespräch über Maßhaltigkeit, Toleranzen, Spiel und dieser modernen Fertigungstechnik im Allgemeinen geführt habe. Ich bin sicher, der Enkel wird noch jede Menge Wissen vom Opa erhalten.

Ist es ein Rollgabelschlüssel? Engländer? Franzose?

Wenn man sich gegenseitig Werkzeug ausleiht, sollte man die selbe Sprache sprechen. Bei manchen Werkzeugen ist das aber gar nicht so einfach. Zu sehr haben sich umganssprachliche Fehlbezeichnungen festgesetzt. Nicht nur dieser verstellbare Schraubenschlüssel, vor allem jedoch der allseits beliebte Messschieber sei hier genannt. Oder darf man auch Schieblehre dazu sagen? Jedenfalls lockern solche Gespräche auf. Der Bau schritt am Nachmittag zügig voran und am Ende war Renes Drucker bereits fertig aufgebaut. Die restlichen Drucker lagen aber auch gut in der Zeit, so dass die Planungen für Sonntag einen Weiterbau ab 10:00 Uhr vorsahen. Kleine Fehlerchen passieren immer mal. Es ist auch weiter nicht aufändig, mal eine Baugruppe wieder zu zerlegen, wenn man mal was falsch angeschraubt hat. Trotz der guten Dokumentation sind es halt nur zweidimensionale Abbildungen. Da kann einem die Perspektive schon mal einen Streich spielen. Hier schauten die Hotend-Kabel zur falschen seite raus und verhinderten die Montage eines Lüfters, dort kratzt die Madenschraube des Vorschubritzels am Plastik und muss umgedreht eingebaut werden.

Es wird ernst

Der Sonntag Vorm20160501_093444ittag brachte die Schrauber dann in einem Theorie Block der verwendeten Software näher. Die Bedienung von Pronterface und vor allem Slic3r ist natürlich komplexer, als dass man in einer knappen halben Stunde auf alle deren Fähigkeiten eingehen kann. Aber zumindest die Grundzüge wurden deutlich. Zu meiner Überraschung hatten die Teilnehmer während einer Samstag Abendspätschicht die letzten Bauabschnitte fertiggestellt und sogar den Bauplatz ordentlich hinterlassen. Sehr vorbilLuefteradapterdlich! Danach wurde es ernst! Die Software wurde installiert und die Drucker erstmals mit Strom versorgt. Es gab keine Rauchzeichen. So nach und nach wurden dann alle wesentlichen Teile des Druckers überprüft. Heizen die Heizungen auf? Passt die Temperaturregelung? Verfahren die Achsen in die richtige Richtung? Das war nicht bei allen der Fall, so dass ein paar Kabel neu verlegt werden mussten, dort genügte eine 180° Drehung des Steckers und woanders brannte eine Sicherung durch, die kurzerhand von einem geparkten Auto gespendet wurde. Leider war ein Lüfter defekt. Einen Ersatzlüfter hatten wir nicht in der richtigen Größe vorrätig, aber Stephan konstruierte und druckte einen Adapter, so dass noch vor dem Eintreffen des Ersatzteils auch dieser Drucker in Betrieb gehen konnte. An dieser Stelle möchte ich auch den hervorragenden Support von Prusa Research hervorheben. Der Ersatzlüfter ist bereits auf dem Weg nach Sonthofen zu Raimund. Nach dem Beheben der kleinen Fehlerchen musste das Druckbett noch ausgerichtet werden, so dass die Düse an jedem Punkt des Druckbettes den gleichen Abstand hat. Leider ist diese Prozedur in der Anleitung sehr einfach beschrieben. Das machte aber nichts, da wir Betreuer schon gefühlte 1000 mal ein Druckbett ausgerichtet haben. Nun konnten sich die frisch gebackenen Plastikschmelzer endlich daran machen, diesen unverwechselbaren Geruch von frisch geschmolzenen PLA im Lab zu verströmen. Je nach verwendetem Pigment kann man sogar einen leichten Hauch von Popcorn wahrnehmen. Lecker!

Popcorn

Während die ersten Testobje20160501_140048kte druckten zeigte sich, wie auch bei den vorherigen Kursen, ein leichtes Grinsen in den Gesichtern. Ich kann das gut nachvollziehen. Vor 2 1/2 Jahren war ich in der selben Situation, konnte dieses Gefühl aber nicht mit Gleichgesinnten teilen. In der Gemeinschaft ist das doch noch mal was anderes. Aber auch in dieser Phase zeigen sich die Fehler, die sich beim Bau eingeschlichen haben. Dieser Drucker, der den weißen Android druckt, leidet an einer Madenschraubeninsuffizienz. 20160501_154317Oder anders – das Zahnriemenritzel ist nicht fest genug mit der Motorwelle verschraubt, so dass es durchrutscht. Deshalb kommt es zu diesem deutlichen Versatz in Richtung der Y-Achse. Ein paar Handgriffe später und das Problem war gelöst und der Rest vom Androiden konnte über die versetzten Stücke fertig gedruckt werden. Kaum läuft der Drucker, gab es auch schon einen Mutigen. Es gibt eine Sammlung ziemlich fieser Testo20160501_143725bjekte. Überhänge von 30° bis 70° enthält so ein Teil. Oder Brücken über verschiedene Distanzen wie hier zu sehen ist. Aber hier hat Josef Pruša ganze Arbeit geleistet. Nicht nur die Mechanik und Elektronik tat hier hervorragend ihre Arbeit, vor allem die Softwarekonfiguration ist hier zu nennen. Das Zusammenwirken von Materialfluss, Fahrgeschwindigkeit und Kühlung ist sehr gut aufeinander abgestimmt.

Gegen Ende der Veranstaltung lernte ich auch noch die Eltern eines Teilnehmers kennen. Neben dem oben erwähnten Großvater ist auch der Vater Maschinenbauer und insgesamt scheint es eine Familie zu sein, in der viel gebastelt wird. Da hat so ein 3D Drucker höchstwahrscheinlich viel zu tun, wenn er allen zugänglich ist. Ich bin gespannt, was Rene so alles erzählt an den Dienstag Abenden.

Fazit

Ich habe noch vor dem Verlassen der Räume die Erfahrungen mit dem Bausatz, die Kleinigkeiten in der Dokumentation und den defekten Lüfter an den Support gemailt und bereits heute Früh den Versand des Ersatzteils mitgeteilt bekommen. Im Moment sieht es so aus, dass wir wahrscheinlich bis auf Weiteres bei diesem Bausatz bleiben werden. Zwar gibt es auch hier ein paar Mängel, die sind aber mit wenigen zusätzlichen Teilen leicht zu beheben. Philipp hat an Christians Drucker das Druckbett über Druckfedern montiert – was bei allen bisherigen Druckern der Standard war. Wir werden diesen Umbau noch in unserer 3D Drucker Mailingliste dokumentieren und allen Teilnehmern nahelegen.

Insbesondere der sehr gute Kontakt zum Prusa Support vor dem Kauf der Bausätze verdient hier eine Erwähnung. Alle Fragen wurden vollständig vorab geklärt und am Ende stellte sich heraus, dass die Entscheidung für Prusa Research eine Gute war. Wir sind zuversichtlich, schon bald einen weiteren Kurs anbieten zu können.